Dienstag, 1. Mai 2012

Wir trauern um unser verstorbenes Mitglied Pfarrer Msgr. Dr. Adolf Karlinger, der am Donnerstag nach Ostern verstorben ist.

Sein Primiz- und Leitspruch war: Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude. 2 Kor 1,24

Voll Dankbarkeit vertrauen wir ihn unserem auferstandenen Herrn an. Er vollende ihn in der Fülle Seines Lebens!


Pfarrbrief von Dr. Karlinger im April 2012
Liebe Pfarrgemeinde!


Gleichzeitig mit der Wahl des neuen Pfarrgemeinderates im März 2012 wird auch der Pfarrkirchenrat, der bei den wirtschaftlichen Belangen der Pfarre mitentscheidet, neu bestellt. Im nächsten Pfarrbrief werde ich über die Zusammensetzung des Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrates berichten. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass ich über die große Breitschaft nicht weniger Pfarrangehöriger, das Leben der Pfarrgemeinde mitzugestalten, sehr erfreut bin. Ich bekomme immer wieder die Rückmeldung, dass sich viele in unserer Pfarre gut aufgehoben wissen und wohl fühlen. Dies hängt meines Erachtens auch damit zusammen, dass wir uns sehr bemühen, der Botschaft Jesu zu entsprechen und kirchenrechtlichen Bestimmungen, die m.E. dieser Botschaft widersprechen, den Gehorsam verweigern. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte ja das „aggiornamento“ die Zeitgemäßheit der Kirche zum Ziel, um ihre Aufgabe in der Welt von heute erfüllen zu können.

Der Aufruf zum „Ungehorsam“ der Pfarrer-Initiative um den bekannten Wiener Priester Helmut Schüller richtete sich ja nicht direkt gegen die Kirchenleitung, sondern bereits durchgeführte Praktiken, die dem Geist Jesu entsprechen, aber laut Kirchenrecht verboten sind. Ein notwendig geforderter Ungehorsam also. Und wäre in dieser Aktion das Wort „Ungehorsam“ nicht verwendet worden, dann wäre von Anfang an alles im Sand versickert. Ich denke zuerst an den Ausschluss von der Kommunion und das Verbot einer Segensfeier bei Geschieden-Wiederverheirateten.

Ein zweiter großer Bereich ist das starre Festhalten der Kirchenleitung am Zölibat, geradezu bedingungslos, was den immer weniger und älter werdenden Priestern, auf den Kopf fällt. Sie sollen immer mehr Pfarren übernehmen. Da ist eine bodenständige und persönliche Seelsorge nicht mehr möglich. Man spricht schon zynisch vom Blaulichtpfarrer oder Auspuffpfarrer, weil man nach dem Gottesdienst sein Auto nur mehr von hinten sieht. Wenn ich etwas zu sagen hätte, ich würde am Zölibat grundsätzlich festhalten, aber auch den verheirateten Priester zulassen wie dies in der griechisch katholischen – einer zum Papst gehörenden Kirche – und in allen Schwesterkirchen der Fall ist. Und warum sollte nur der zölibatär lebende Priester eine Pfarre leiten dürfen? Es gibt doch auch Diakone und nicht geweihte, die befähigt und berufen sind. Das Zweite Vatikanische Konzil hat weitsichtig das allgemeine Priestertum aller Getauften in Erinnerung gerufen und bekräftigt.

Die derzeitige Kirchenleitung verweigert in einer sich radikal ändernden Welt notwendige Reformen und verzichtet lieber auf kritische Glaubensschwestern und –brüder. „Gesundschrumpfen“ heißt das un-christliche Wort, statt Jesus Christus als „Licht der Völker“ glaubwürdig der Welt von heute zu verkünden.

Mir persönlich geht es als Pfarrer gut und meine Arbeit hat Sinn. So erfahre ich es. Ich spüre aber eine große Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Image und meiner persönlichen Wahrnehmung. Ich glaube, dass die Botschaft, die der Kirche anvertraut ist, sehr viele Menschen nicht verstehen, was nicht nur ihre eigene Schuld ist. Ich verstehe die Selbstdarstellung der Kirche auch immer weniger, die Selig- und Heiligsprechungen wirken auf mich inflationär und ein Zeichen des Rückzugs der Kirche in die „Kirche“. Was ist die Chance, die Aufgabe, die Sendung der 1,2 Milliarden Katholiken? In der Welt von heute!


Dr. Adi Karlinger
www.karlinger-adolf.at

1 Kommentar: